Aarau
Wie der Biber die Aarauer Flusslandschaft verändert, und was man tun kann, damit er nicht das ganze Ufer leer frisst

Die Abteilung Stadtgrün bemüht sich, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Menschen und jenen des Nagers zu finden.

Nadja Rohner
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Der Biber fällt am Aarauer Aareufer fleissig Bäume. Hier sind die Spuren der scharfen Nagezähne im Baumstamm gut zu erkennen.

Der Biber fällt am Aarauer Aareufer fleissig Bäume. Hier sind die Spuren der scharfen Nagezähne im Baumstamm gut zu erkennen.

Bild: Nadja Rohner

Kein Zweifel, am Aarauer Philosophenweg ist der Schwan der Star. Aber das Gebiet wird von einem anderen Tier viel stärker geprägt: Der Biber ist wieder äusserst aktiv.

Für die Pflege und den Erhalt des öffentlichen städtischen Baumbestandes ist die Abteilung Stadtgrün zuständig. Dessen Leiter, Max Jaggi, sagt, aktuell seien die Biberaktivitäten aus seiner Sicht kein grosses Problem. Aber: Die Stadt hat um einige Baumstämme ein hüfthohes Gitter aus engmaschigem Draht gelegt. Dieser Nagschutz soll dafür sorgen, dass der Biber diese Bäume in Ruhe lässt. Am Philosophenweg zum Beispiel.

«Im Siedlungsraum entlang von Wegen hat die Sicherheit der Bevölkerung Priorität», erklärt Max Jaggi. Mit dem Nagschutz soll also auch verhindert werden, dass grosse Bäume angenagt werden, die dann aus Sicherheitsgründen gefällt werden müssen, weil ihre Standsicherheit nicht mehr gegeben ist. «Es wäre schade wenn wir Bäume quasi viel zu früh fällen müssten. Bis jetzt funktioniert unser einfacher Nagschutz gut, die Biber lassen die geschützten Bäume meist in Ruhe.»

Ein dicker Stamm ist für den Biber kein Hindernis.

Ein dicker Stamm ist für den Biber kein Hindernis.

Bild: Nadja Rohner

Wie Max Jaggi ausführt, geht es darum, möglichst viele Interessen zu berücksichtigen. Und das auf kleinem, urbanem Raum. «Auf der einen Seite sollen auch in Zukunft Bäume entlang des Aare-Uferwegs wachsen und ihre Funktionen erfüllen können – sie sind Lebensraum für viele Arten, befestigen das Ufer, erfreuen die Menschen», sagt er. «Deshalb werden seit mehreren Jahren Zukunftsbäume oder wichtige Altbäume gezielt gegen das Benagen und Fällen geschützt. Auf diese Weise sollen kontinuierlich immer neue Generationen von wichtigen Uferbäumen aufwachsen und alt werden können. Diese Bäume werden auch regelmässig gepflegt.»

Auf der anderen Seite, so Jaggi, sollen aber auch Biber in Aarau leben können. «Deshalb überlassen wir bestimmte Baumgruppen und Einzelbäume – vor allem solche, die gegen die Aare hinaus wachsen – gezielt dem Biber zum Fressen.» Wo es Platz hat, stecken die Mitarbeitenden der Abteilung Stadtgrün sogar Weidehölzer aus, die dem Biber in wenigen Jahren als Nahrung dienen. «Diese Arbeiten werden bei den Pflegearbeiten nebenbei gemacht, anstatt dass alle Hölzer und Äste abgeführt werden.»

In der Aare bei Aarau hat es viele Biber. Aber auch im Sengelbach sind sie anzutreffen.

In der Aare bei Aarau hat es viele Biber. Aber auch im Sengelbach sind sie anzutreffen.

Bild: Hannes Burger / Aargauer Zeitung