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Die legendäre Wirtin Zita Peter hat aufgehört und ihre Weinstube geschlossen. Die neuen Mieterinnen sind aber schon in den Startlöchern. Ihre «Fläschepost» soll zur Heimat von Gesellschaftsspiel-Freundinnen werden.
Mit dem stillen Aus von «Zita’s Weinstube» am Aarauer Adelbändli geht eine Ära zu Ende. Vor 60 Jahren ist Zita Peter (77) in die Gastronomie eingestiegen, obwohl sie eigentlich gerne Medizin studiert hätte. Das aber erlaubte ihr Vater nicht. Die Wirteprüfung absolvierte Zita Peter im «Affenkasten». 1969 übernahm sie mit 24 Jahren das Zepter im «schmalen Handtuch», wie das Restaurant Rütli an der Rathausgasse im Volksmund genannt wurde.
Damals gab es noch die Bedürfnisklausel. Wer ein Restaurant eröffnen wollte, musste nachweisen, dass es dieses braucht. War das nicht der Fall, musste gewartet werden, bis eines schloss. Ausserdem suchte die Hauseigentümerin damals ausdrücklich eine Pächterin, die römisch-katholisch, verheiratet und Mutter sein musste. Zita Peter bekam das «Rütli» und wurde Aaraus jüngste Wirtin. Sie führte es bis 1984. Ihre «Weinstube» eröffnete Zita Peter schliesslich 2011 im ehemaligen «Frosch» und führte sie mit grosser Begeisterung – als inzwischen älteste Bardame der Stadt.
Wo vorher die «Weinstube» war, eröffnet am 30. April die «Fläschepost» – eine Event- und Spielbar. Wobei mit «Spielen» nicht Billard und Dart gemeint sind, sondern Gesellschaftsspiele. «Wir wollen ein Ort sein, an dem spielbegeisterte Menschen jeden Alters zusammen kommen; ein kultureller Treffpunkt», sagt Selda Wiesli (27), die das neue Lokal gemeinsam mit Sonja Graber (59) eröffnet. Bereits letztes Jahr führten sie in Unterkulm ein erstes Spiel-Café. «Wir hatten allerdings nur einen befristeten Mietvertrag, weil die Liegenschaft abgerissen wird», sagt Wiesli. In Aarau hat sie ein neues Domizil gefunden.
Über 60 Gesellschaftsspiele warten auf die Besucherinnen und Besucher. Man darf sie einfach benutzen. Die Betreiberinnen planen aber auch spezifische Events – etwa Brändi-Dog-Turniere oder Abende mit musikalischer Unterhaltung. Wenn Corona dereinst keine Platzbeschränkungen mehr diktiert, kann da Lokal drinnen bis zu 40 und auf der Terrasse (auf dem Platz neben der Stadtkirche) etwa 30 Gäste bewirten.
Die Getränkekarte ist überraschend vielfältig: «Ich probiere gerne Neues aus», sagt Wiesli. Sie ist, wie ihre Geschäftspartnerin auch, ausgebildete Krankenschwester. Wiesli hat sich auf Psychiatriepflege für Suchtkranke spezialisiert und ist stundenweise noch in der Stiftung Schürmatt tätig, Sonja Graber auf der Barmelweid. «In einigen Jahren würde ich in der Fläschepost sehr gerne ein bis zwei geschützte Arbeitsplätze anbieten», so Wiesli, die letztes Jahr das Wirtepatent gemacht hat.