Aarau
Publizist und Autor Lukas Tonetto (†49) ist gestorben

Er wuchs im Restaurant Ticino in der Rathausgasse auf, schrieb wie kein anderer über die Identitätsfrage in einer Multikultigesellschaft und kündigte noch im Januar an, dass er an seinem zweiten Roman schreibe. Nun lebt der Aarauer nicht mehr. Ein Nachruf.

Nadja Rohner
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Der gebürtige Aarauer Lukas Tonetto vor dem Aarauer Stadtmuseum

Der gebürtige Aarauer Lukas Tonetto vor dem Aarauer Stadtmuseum

Fabio Baranzini

Wenn man in einem Gasthof aufwächst, kennt man gefühlt jeden in der Stadt. Und jeder kennt dich. Deshalb sind in Aarau dieser Tage viele Menschen traurig: Lukas Tonetto ist gestorben. «Für einen richtigen Schweizer bin ich zu laut und zu direkt, auch wenn das ironischerweise kein Wesenszug meines italienischen Vaters, sondern meiner Schweizer Mutter war», schrieb er 2015 in einem Essay zur Frage der Identität, in dem er unter anderem seine «suhrerisch-trevisanische Abstammung» ergründete.

Seine Eltern führten dreissig Jahre lang das «Ticino» in der Aarauer Rathausgasse. Mit acht Jahren schrieb Tonetto seine erste Geschichte; es sei ein Schlüsselerlebnis gewesen, sagte er erst vor wenigen Monaten in einem Interview mit den «Aarauer Nachrichten». In der Kanti habe es ihn dann so richtig gepackt: Er begann, seine Geschichten zu publizieren.

Der Germanist und Anglist arbeitete bei der Swissair in der internen Kommunikation und erlebte das Grounding mit. Lukas Tonetto war Werkstudent, Assistent des General Managers eines US-Konzerns in Zürich und Genf, arbeitete für diverse Zeitungen und war beim Blog «We love Aarau» spitzfedrig mit Vorliebe gegen die städtische Energiepolitik unterwegs. Er hatte eine Kommunikationsagentur, schrieb in den Neujahrsblättern, war Vorstandsmitglied bei «Die Literarische Aarau», verfasste Bücher, Kurzgeschichten, Essays. Damit gewann er mehrfach Preise.

Im Januar sagte er, sein zweiter Roman sei in Arbeit. Da war sein Erstling, «Die Standhaften», noch frisch auf dem Markt. Nun ist Lukas Tonetto im Alter von nur 49 Jahren gestorben. Laut Todesanzeige der Alten Kanti, wo er als Deutschlehrer gearbeitet hatte, «nach kurzer, schwerer Krankheit». Die Abdankung findet am 6. Mai um 14 Uhr in der Stadtkirche statt.