74 Projekte aus der ganzen Schweiz wurden eingereicht, am Mittwoch wurde der Gewinner bekanntgegeben: Das kantonsweite Projekt «Natur findet Stadt» erhält 100'000 Franken. Der Preis soll dem Projekt nun noch mehr Schub geben.
Eine Eidechse zischt in den Steinhaufen, ein Schwalbenschwanz taumelt über den Platz, ein Marienkäfer steuert unentschlossen um die Schafgarbenblüten. Es kreucht und fleucht hier mitten im Dorf, es flirrt und lebt. Still und starr sitzt einzig der Biber da, das Wappentier, aus Holz geschnitzt.
Biberstein hat anstelle einer schnöden Wiese einen naturnahen Ort geschaffen, der die Bezeichnung «Dorfplatz» wirklich verdient hat. Entstanden ist dieser Platz im Rahmen des Projekts «Natur findet Stadt» des Naturama Aargau. Und für «Natur findet Stadt» hat das Naturama am Mittwoch den ersten Preis für Biodiversität der Basler Sophie und Karl Binding Stiftung erhalten, den mit 100'000 Franken höchstdotierte Naturschutzpreis der Schweiz.
Bei «Natur findet Stadt» übernimmt die Gemeinde mit der Aufwertung einer öffentlichen Fläche die Vorbildfunktion und motiviert ihre Bewohner, private Gärten und Balkone ebenfalls ökologisch aufzuwerten. Dabei werden sie kostenlos durch einen Naturgärtner aus der Region beraten; die Massnahmen werden durch die Teilnehmenden selber umgesetzt oder durch Profis. Die aufgewerteten Grünflächen werden Nachbarn und Freunden gezeigt, um die Begeisterung für das Projekt weiterzugeben. Aktuell sind 15 Gemeinden beim Projekt dabei, zehn weitere sind im Gespräch. www.naturfindetstadt.ch
74 Projekte aus der ganzen Schweiz wurden eingereicht. Eine Zahl, wie man sie nicht erwartet hätte, so Stiftungsratspräsident Ulrich Vischer. Doch keines hat die Jury um Weltbiodiversitätsrat-Mitglied Markus Fischer so überzeugt, wie «Natur findet Stadt», mit dem möglichst viele Menschen mit einfachen Mitteln mehr Natur in ihre Umgebung bringen sollen.
Fischer hob in seiner Laudatio fünf Punkte heraus, die das Projekt auszeichnen: die neuen Flächen (im öffentlichen Raum sind 65 Flächen entstanden sowie 4,5 Hektaren in Privatgärten), das partizipative Denken und Handeln, die ansprechende Kommunikation, das vorbildliche Weiterverbreiten sowie die langfristige personelle und finanzielle Absicherung. «Dies alles zeigt, wie wirksam und nachhaltig der innovative Projektansatz funktioniert», so Fischer.
Er hoffe, dass der Preis weitere Gemeinden und Regionen ermutige, mehr Naturvielfalt zu ermöglichen und daraus Grösseres wachsen zu lassen – «in Natur und Gesellschaft».
Der Preis geht nicht nur ans Naturama, sondern an alle Beteiligten: Die Abteilung Landwirtschaft und Gewässer des Kantons, die Städte Baden, Aarau, Zofingen und Mellingen, an die Gemeinden Biberstein, Küttigen, Niederlenz, Rothrist, Wohlen, Obersiggenthal und Muri, den Jurapark Aargau sowie die Mitentwicklerin Kampagnenforum GmbH.
2013 in Baden entwickelt, wird das Projekt seit 2017 vom Naturama und der Abteilung Landschaft und Gewässer getragen. Das Preisgeld wird in die Weiterentwicklung des Projekts fliessen. Simon Egger, Leiter Sektion Natur und Landschaft beim Kanton, freut sich sehr darüber: «Der Preis hilft uns enorm, das Projekt weiter wachsen zu lassen». Und Jacqueline von Arx, Projektleiterin beim Naturama, freut sich auf den Effekt: «Ich bin sehr gespannt, was dieser Preis nun auslöst.»