Das Raumforum Aargau rief, und 80 Personen liessen sich die Grosssiedlung Telli mit den benachbarten Auen zeigen.
Das Raumforum Aargau, ein Verein, initiiert von Architekten, Innenarchitektinnen und Siedlungsplanern, will Nichtfachleute für das Thema Raumnutzung und Raumgestaltung sensibilisieren, den Diskurs darüber anstossen. Das Jahresthema: gemeinschaftsbildende Räume im Aargau.
Am Dienstag lud das Forum zur geführten Besichtigung der gut 50-jährigen Grosssiedlung Telli in Aarau. Ein Paradebeispiel für das Thema, konkretisiert am öffentlichen Raum zwischen Grosssiedlung mit 2500 Einwohnern und Auenlandschaft.
Trotz Hitze fanden sich rund 80 Personen ein. Architekt Markus Peter von der Meili, Peter und Partner AG, engagiert bei der Sanierung und beim Umbau der Wohnzeilen B und C, warf einen Blick in die Entstehungsgeschichte der um 1970 gebauten Siedlung. Für die Zeit futuristisch anmutend. «Sie hat etwas Einmaliges», sagte Peter, und er erlaubte der Gruppe auch einen einmaligen Einblick in den renovierten Bau und einen Ausblick von der Terrasse des achten Stocks. Da konnte man Fragen stellen, auch zur Bezahlbarkeit dieses Wohnraums und die Verteuerung durch die Erneuerung. Ein Umbau, der, so Peter, kaum möglich gewesen wäre, wenn die Wohnzeilen verschiedenen Besitzern gehören würden.
Rita Illien von Müller Illien Landschaftsarchitekten zeigte die Veränderungen im Aussenbereich der beiden Wohnzeilen: «70’000 Quadratmeter waren zu bearbeiten.» Ein Drittel davon sei umgesetzt; im Herbst 2023 sollen die Aussenanlagen fertig sein. Dass sich der Zeitgeist verändert hat, zeigt die Tatsache, dass das Velo heute zentrales Thema ist: statt Fahrverbote neue Wege und Veloständer.
Eine Aufwertung erfahren die Grünflächen: Neben Rasen, wo man Fussball spielen kann, gibt es neu mehrheitlich an der Peripherie «Magerstandorte und Blumenrasen».
Mehrere Dutzend neue Bäume und Sträucher werden gepflanzt. Wobei da der Biber vom Sengelbach mitfrisst. Damit müsse man leben. «Unter dem Strich ein gewaltiger Mehrwert», sagt Rita Illien, und sie sieht als Ziel, dass die Aufenthaltsqualität da angeboten werden soll, wo die Menschen wohnen und leben. Und das für alle Generationen, Sportmöglichkeiten inklusive.
Dass in der Zone, wo Freizeitbedürfnisse des Menschen und die Bedürfnisse der Natur einander treffen, Konflikte entstehen können, liegt in der Natur der Sache. Interessenabwägungen sind nötig: kein Pumptrack an einem Feuchtstandort.
Jacqueline von Arx vom Naturama zeigte dem Publikum die Auenlandschaft und deren Bedeutung. «Ich hätte Lust, ins Wasser zu springen», sagte eine Frau. Das geht nicht in diesem Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung. Man konnte einen Biberdamm sehen, eine Entenfamilie, Wasser mit unterschiedlichem Zug und verschiedener Besonnung. «80 Prozent aller Tier- und 40 Prozent aller Pflanzenarten in der Schweiz kommen in Auen vor», sagte von Arx. Hotspots der Biodiversität in einer Zeit, wo der Druck auf die Naturräume zunehme.