Was die geladenen Gäste über das Aarauer Mehrspartenhaus sagen, wer alles auf der Tanzfläche stand und wer sich nach diesem Abend sogar vorstellen kann, selber auf der Bühne zu stehen.
Kurz nach halb Zehn reibt man sich etwas verdutzt die Augen. Sind das tatsächlich die Aarauerinnen und Aarauer? Diese Menschen mit klatschlahmen Händen, die aufstehen, ihre Mäntel über die Stuhllehnen hängen und auf die Bühne kommen – um zu tanzen? Selbst Regierungsrat Dieter Egli, Stadtrat Daniel Siegenthaler und seine Amtskollegin Suzanne Marclay-Merz, Eniwa-CEO Hans-Kaspar Scherrer und Denkmalpfleger Reto Nussbaumer; alle tanzen mit – na jedenfalls fast alle. Ein paar wenige haben sich aus dem Staub gemacht, in die «Bar zum Stall» auf ein Glas Wein oder eine Zigarette im Hof. Aber das fällt erst später auf, was zählt, ist einzig die Freude des Moments.
Es ist der Abschluss, den dieser Eröffnungsabend verdient hat, der zum denkbar besten Moment stattgefunden hat: Es war mehr als eine blosse Eröffnung. Es war ein Wiederaufleben des kulturellen Lebens, des grossen, gefreuten Miteinanders, wie es so die letzten Monate nie möglich war.
Die Begeisterung für die Alte Reithalle unter den geladenen Gästen ist echt und gross. Für das Mehrspartenhaus als Institution wie für den Umbau, bei dem es gelungen ist, die Reithalle Reithalle sein zu lassen, mitsamt ihrem ganzen Charme. «Ich bin sehr stolz, dass wir im Aargau und in Aarau etwas so Tolles zustande bringen», sagte etwa alt Nationalrätin Corina Eichenberger. Sie sei sich sicher, dass dieses Haus weit über die Kantonsgrenzen hinweg ausstrahlen werde. Dieter Widmer, Direktionspräsident der Aargauischen Kantonalbank, die sich mit drei Millionen Franken an der Realisierung beteiligt hat, schlug in die gleiche Kerbe und freute sich über den «Meilenstein», den die Alte Reithalle für den Kanton darstelle: «Die Alte Reithalle ist wichtig für das Aargauer Selbstbewusstsein.»
In höchsten Tönen gelobt wurde auch der Bau; sein Aussehen, seine Aufteilung, seine Akustik. Er sei «mehr als zufrieden», sagte etwa der kantonale Denkmalpfleger Reto Nussbaumer: «Dass man es beim Umbau geschafft hat, die Authentizität des Raumes so zu wahren, ist hohe Schule.» Er halte die Alte Reithalle für den aktuell besten Mehrspartenraum der Schweiz. Ähnlich klang es bei Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker: «Wir haben heute Abend eindrücklich gezeigt bekommen, was diese Halle alles bietet, wie breit sie genutzt werden kann. So etwas gibt es nirgends sonst zu finden.»
Geradezu euphorisch war die Stimmung bei Roman Müller, Leiter des Zirkusfestivals «cirqu», dessen Entstehungsort und Zuhause die Alte Reithalle ist: «Es ist grandios, dass in einer Stadt wie Aarau ein solcher Bau realisiert werden konnte. Ein Ort, an dem Vermischung so stattfinden kann, wie sie es heute Abend getan hat.» Diese Einzigartigkeit sprach auch alt Stadtpräsidentin Jolanda Urech an, die das Projekt ebenfalls über Jahre hinweg begleitete: «Bei all den Höhen und Tiefen hat uns doch immer die Überzeugung begleitet, dass die Idee eines solchen Hauses richtig ist. Dass es nun nach so vielen Jahren so weit ist und wir die Eröffnung feiern dürfen, ist wunderbar.»
Gar zu mehr als bloss einem weiteren Besuch auf den Sitzreihen animierte der Abend Regierungsrat Dieter Egli, selbst leidenschaftlicher Schauspieler: Die Halle gefalle ihm so gut, dass es ihn kitzle, selber hier auf die Bühne zu stehen. Es ist ihm ernst: «Ich habe bereits mit Peter Kelting gesprochen.»