Ein DJ-Abend mit Silvia Dell’Aquila.
Silvia Dell’Aquila (42) betreibt die Plattform «We love Aarau». Die Soziologin ist
Regionalleiterin VPOD.
Letztes Wochenende war es wieder soweit: Die Sommersaison der Alten Reithalle und der Bar im Stall wurde mit dem Tanzfest und einer Party eröffnet. So begab ich mich Samstagnacht mit meinem DJ-Equipment an den Apfelhausweg 20, um an der Eröffnungsparty Musik zu spielen. Ich freute mich, denn die Stimmung in der Bar im Stall und auf dem ganzen Areal ist unvergleichlich.
In der Alten Reithalle war noch Programm im Gange, auf dem Hof tranken einige ihr Bier oder ein Glas Wein, die schöne Atmosphäre, die in all diesen Zwischennutzungsjahren entstanden war, war wieder da. Geschaffen vom unermüdlichen Einsatz engagierter Menschen, die viel Arbeit in dieses Projekt reinsteckten, allen voran dem Team des Theaters Tuchlaube wie auch dem Stall-Team rund um Kathrin Veith. Und das ist nicht selbstverständlich, denn die Sommerbespielung erfordert von allen Beteiligten zusätzliche Anstrengungen und Finanzen.
Eigentlich hätte die neue Alte Reithalle im Jahr 2011 eröffnet werden sollen, doch daraus wurde nichts. Diskussionen um die richtige Nutzung und vor allem um die Finanzierung verzögerten die Realisierung, zeitweise schien dem Projekt sogar das Ende zu drohen. Anstatt sich entmutigen zu lassen machten in all diesen Jahren viele verschiedene Akteure diesen Ort zu einem speziellen Platz in Aarau, in dem vieles entstehen konnte.
Mit gemischten Gefühlen bereitete ich mich an diesem Abend auf den Auftritt vor. In einem Monat stimmen wir über den Umbaukredit für die Alte Reithalle ab. Lehnt die Stimmbevölkerung das Projekt ab, war die ganze Mühe umsonst. Was würde mit der Halle geschehen? Würde sie abgerissen werden und darauf ein Büroneubau gestellt? Klar ist, Kultur gäbe es am Apfelhausweg keine mehr.
In seinem Kulturkonzept von 2014 hat sich der Stadtrat als Ziel gesetzt, Aarau als kantonale Kulturhauptstadt mit nationaler Ausstrahlung zu etablieren. Dass die Alte Reithalle einen wesentlichen Teil dazu beitragen soll, dieses schöne Label auch zu rechtfertigen, steht ausser Diskussion.
Gemeinsam mit den weiteren grossen Kulturhäusern in unserer Stadt bildet sie einen wichtigen Teil der städtischen Kulturpolitik. Es ist gut, musste das Projekt einige Runden drehen, nun liegt eines vor, das grosse Akzeptanz geniesst. Die Alte Reithalle Aarau soll in ein vielseitig nutzbares Kulturhaus umgebaut werden, das in Zukunft endlich ganzjährig bespielt werden soll.
Die Zusammenführung der bisherigen Aarauer Veranstalter/innen Theater Tuchlaube, Theatergemeinde und Fabrikpalast in eine Trägerschaft sowie die Integration des Orchesters Argovia Philharmonic im Projekt, schafft eine breite Basis, die den früheren Projekten fehlte. Auch der eingeschlagene Weg, weitere Kreise einzubeziehen und weiteren Akteuren ausserhalb des Tanz- und Theaterbetriebes ein Dach zu bieten, sei es beispielsweise der «in&out»-Designmesse oder dem Interkulturfest, zeigt, dass hier etwas für breitere Bevölkerungsgruppen entsteht und nicht nur für schöngeistige Theaterexperten.
Wer schon einmal eine Vorstellung in der Reithalle erleben konnte, weiss um die besondere Atmosphäre dieses Raumes und möchte diese nicht mehr missen. Hier können in einem grosszügigen Raum Stücke gezeigt, Konzerte gespielt, Zirkusfestivals, Tanzfeste und noch vieles mehr veranstaltet werden, wie wir es nur aus Grossstädten kennen. Und ich möchte mehr davon!
Bei aller Sympathie für die Sommerbespielung in den letzten Jahren: Die Alte Reithalle muss endlich in ein Kulturhaus umgebaut werden, ganzjährig bespielbar sein und auf stabilen Beinen stehen, sodass Kontinuität möglich ist.
Das Provisorische hat sicherlich Charme, doch irgendwann reichen die Kräfte nicht mehr aus und das ist allen Beteiligten bewusst. Und so hoffe ich, dass das Projekt realisiert wird und auch im Winter ein vielfältiges Programm gezeigt werden kann, das nicht nur die Aarauerinnen und Aarauer begeistert, sondern alle Menschen im Kanton anzieht und national ausstrahlt.
Es ist Zeit für Neues am Apfelhausweg. Und auch wenn wir der schönen Zeit nachtrauern werden, in der rund um die Alte Reithalle viel Spontanes entstehen konnte: Es ist Zeit aus dem Provisorium ein Definitivum zu machen, in dem längerfristig ein kreatives und innovatives Kulturschaffen möglich ist, das unsere Stadt in vieler Hinsicht weiterbringt.