Aarau
Aeschbachhalle: Hier soll das Quartier leben – dank Hofladen, Spielkisten und Hängematten

Unter den früheren Betreibern kam die Aarauer Aeschbachhalle nicht richtig zum Fliegen. Nun ist sie in neuen Händen, und Aarau darf gespannt sein: In einer Woche erwacht die Aeschbachhalle wieder aus dem Dornröschenschlaf. Was erwartet uns?

Katja Schlegel
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Dario Hauri (Zeitpol AG) und Silvan Meyer (Parterre Basel, rechts) sind Co-Geschäftsführer in der Aeschbachhalle Aarau.

Dario Hauri (Zeitpol AG) und Silvan Meyer (Parterre Basel, rechts) sind Co-Geschäftsführer in der Aeschbachhalle Aarau.

Katja Schlegel

Es ist so etwas wie eine Wiederauferstehung. Die Aeschbachhalle erwacht nächstes Wochenende zu neuem Leben: 112 Jahre nach ihrem Bau als Produktionshalle für Knetmaschinen und drei Jahre nach ihrer ersten Eröffnung als Eventhalle.

Nur Tage vor der Eröffnung hat die Halle noch den Charme von etwas dazwischen; zwischen Produktion und Event. Da regnen Funken, dort stiebt das Sägemehl, dazwischen türmen sich Tische und Stühle – und hier steht Dario Hauri, Präsident der AHAarau AG, der neuen Betreiberin, und sagt: «Wir werden rechtzeitig fertig.» Und das in einer Gelassenheit, die einem glatt neidisch werden lässt, Widerspruch zwecklos.

Altes wurde wiederverwertet

Es wird eine Wiederauferstehung – und wenn auch nicht aus der Asche, dann doch zumindest aus altem Holz: Der Raumteiler von einst wurde zerlegt und bildet heute die Wand in den neu gebauten Toiletten direkt neben der Markthalle. Die Podeste aus dem ehemaligen Co-Working-Space sind zu Marktständen umgebaut worden. Und die Stahlbrücke, die einst direkt unter dem Dach quer durch die Halle führte, wurde um 90 Grad gedreht und dient nun als Zugang zu den oberen Eventräumen.

Die baulichen Veränderungen sind nicht gross, aber wirkungsvoll. Verschwunden sind die Raumteiler, verschwunden sind die weissen Vorhänge, die das alte, versprayte Gemäuer kaschiert haben; hell und echt soll es sein. Und heimelig, dafür sorgt die gute alte Eiche, dafür sorgen Spielzeugkisten und Bücherregale. Ein Ort zum Sein, zum Wiederkommen: Mit Selbstbedienungsladen (mit Produkten von «Vom Fass», der Törtchenfee oder mit «Businger-Teigwaren») und mobilen Marktständen, die vermietet werden.

So kommt beispielsweise ab Mai jeden Freitagabend ein Gemüsebauer, weiter sind bereits verschiedene Themenmärkte geplant (Stichwort Maienzugkleider-Secondhand-Markt). Stehen die Marktstände nicht im Einsatz, werden sie zu Spieltischen umfunktioniert. «Die Halle soll leben», sagt Hauri. Bereits ab Mai steht zudem ein Konzertprogramm fürs «Lauschmahl» mit zwei Konzerten pro Woche.

Die Bar heisst «Friedrich», das Restaurant «Ox»

Das «gastronomische Herzstück» wird die Bar direkt beim Eingang. «Friedrich» heisst sie, in Erinnerung an den Mann, der diese Hallen gebaut hat: Friedrich Aeschbach, der vor rund 120 Jahren Aaraus Industriegeschichte geprägt hat und dessen «Artofex»-Knetmaschinen tausendfach ins Ausland exportiert wurden. Die Bar wird von Montag bis Samstag täglich ab 9 Uhr geöffnet sein und sich im Laufe des Tages vom Frühstückscafé zur Bar mausern. Dazu gehören nicht nur Innensitzplätze, sondern auch diverse Aussensitzplätze – vor und in der Halle, manche sogar in Hängematten.

Das Restaurant im hinteren Bereich der Halle heisst neu «Ox», ein klassischer «Ochsen» also, nur eben modern interpretiert. Und das ist Programm, wie Silvan Meyer von «Parterre» und Co-Geschäftsführer von Hauri sagt: «Wir interpretieren Klassiker gerne neu und frech.» Büchsenravioli beispielsweise: selbstgemachte Ravioli, serviert in einer Konservendose.

So unkompliziert die Karte daherkommt, so tut es auch das Restaurant mit Showküche und 70 Sitzplätzen: Hier soll man sich wohlfühlen. «Wir feiern Qualität im Service und im Essen, nicht in weissen Tischtüchern», sagt Meyer. Im «Ox» gibt es von Montag bis Samstag Mittagsmenus, Abendservice gibt es von Donnerstag bis Samstag.

Eine glückliche Fügung

Das gastronomische Konzept in der Halle ist übergreifend: Wer ein Glas Wein im «Friedrich» bestellt, kann damit ans Konzert im «Lauschmahl». Und wen der Hunger packt, der kann ganztags und überall bestellen; selbst Picknickkörbe werden bereitgestellt. Dafür stellt «Parterre» eine Gastrotruppe mit einem fixen Team von zehn Personen, dazu kommen verschiedene Teilzeitarbeitende. «Wir planen, unser Sozialprogramm zur Eingliederung von Stellensuchenden mittelfristig auch in der Aeschbachhalle aufzuziehen», sagt Meyer.

Für die «Parterre»-Gruppe, mitunter Betreiberin des Restaurants und Musikclubs Atlantis, ist der Schritt aus Basel übrigens ein grosser – und ein glücklicher dazu: Auch «Parterre» hatte sich auf die Halle beworben, zog gegen Dario Hauri und seine Zeitpol AG aber den Kürzeren. Zumindest auf den ersten Blick: «Parterre hatte im gastronomischen Bereich die Antworten, die mir im Konzept noch gefehlt hatten», sagt Hauri. Jetzt überzeuge das gemeinsame Konzept voll und ganz. Und doch sagen beide: «Wir haben grossen Respekt vor dieser Aufgabe. Das Potenzial der Aeschbachhalle ist gewaltig, aber wir brauchen die Gäste, die uns tragen.»

Hinweis Eröffnungswochenende vom Freitag, 29. April, ab 17 Uhr, bis Sonntag, 1. Mai, mit Musik, Unterhaltung und Kinderprogramm. Infos auf www.aha.ag.