Aarau
Abreissen statt noch mehr Geld reinstecken: Die Zentrumsfraktionen wollen die Markthalle weghaben

Der Färberplatz in der Aarauer Altstadt soll grundlegend neu gedacht werden, fordern die Fraktionen Grünliberale–Mitte und Pro Aarau–EVP.

Nadja Rohner
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In der Markthalle und auf dem Färberplatz fand am 5. März 2022 ein Flohmarkt statt.

In der Markthalle und auf dem Färberplatz fand am 5. März 2022 ein Flohmarkt statt.

Nadja Rohner

Aus finanzieller Sicht ist der Neubau des Pflegeheims Herosé das gewichtigste Geschäft in der Einwohnerratssitzung vom kommenden Montag. Er kostet über 50 Millionen. Aber bis auf die SVP, die unter anderem eine finanzielle Beteiligung der Stadt (und nicht nur des Spezialfinanzierungskässeli) fordert, hat sich noch keine Fraktion kritisch geäussert.

Als umstritten kristallisiert sich nun ein ganz anderes Geschäft heraus: Die FDP-Motion «Färberplatz wird zum Aarauer Lieblingsplatz». Sie fordert im Kern, dass die 2002 gebaute Markthalle im Rahmen der anstehenden Sanierung einige Nutzungsverbesserungen erfährt, damit Halle und Färberplatz attraktiver werden.

Neugestaltung des Färberplatzes ohne Markthalle?

Doch die Markthallen-Frage könnte nun Gegenstand der ersten Machtdemonstration des «Zentrums» – der neuen Fraktionsgemeinschaft Grünliberale-Mitte und Pro Aarau-EVP – werden. «Mit insgesamt zwölf Sitzen ist das Zentrum der zweitgrösste Player im Einwohnerrat und kann somit eine entscheidende Rolle in der Aarauer Politik spielen», teilte die neue Organisation mit. Am Montag könnte sich das nun erstmals zeigen.

Das «Zentrum» will die Markthalle nämlich abreissen. In einem Postulat fordern die beiden Fraktionen «eine Neugestaltung des Färberplatzes ohne Markthalle». Die Halle habe zwar «der Stadt gute Dienste erwiesen», heisst es im Postulat. Ihre Zeit sei nun aber abgelaufen, zumal sie architektonisch zwar «ein ausgewiesenes Meisterwerk» sei, in der Praxis aber Probleme verursache: «Die Markthalle ist erfahrungsgemäss nicht einmal für die Durchführung von Märkten besonders geeignet.»

Ein Basketballturnier in der Markthalle Aarau im August 2021.

Ein Basketballturnier in der Markthalle Aarau im August 2021.

Jiří Vurma Vurma Photography

Die beiden Fraktionen schreiben: «Statt der Sanierung der nicht (mehr) bedarfsgerechten Halle soll der Platz grundlegend neu gedacht werden.» Bis Mitte 2024 soll der Stadtrat einen Plan zur architektonischen Umgestaltung sowie ein neues Nutzungskonzept erarbeiten, fordert das Postulat. Die Bevölkerung solle dabei einbezogen werden.

Die FDP-Motion geht den Fraktionen «zu wenig weit», teilen sie mit. «Sie führt im besten Fall zu einem Kompromiss, mit dem niemand richtig glücklich wird.» Es sei Zeit, die Diskussion um den Färberplatz neu zu lancieren, anstatt Geld in punktuelle Verbesserungen zu stecken. Die Markthalle zerschneide den Platz und enge ihn optisch ein, deshalb sei der Färberplatz heute eher Durchgangszone als Aufenthaltsort.

Geht es nach den Absendern des Postulats «Neugestaltung Färberplatz ohne Markthalle», soll der Platz in Zukunft heller, grüner und lebendiger werden. «Uns schwebt ein belebter, einladender Platz vor, auf dem sich die Aarauerinnen und Aarauer gerne aufhalten und miteinander in Kontakt kommen», lässt sich Patrik Dober, Einwohnerrat Pro Aarau, in der Medienmitteilung zitieren.

Streetfooddays bei der Markthalle in Aarau am 26. Mai 2018.

Streetfooddays bei der Markthalle in Aarau am 26. Mai 2018.

Severin Bigler

Geht es nach den Zentrumsfraktionen, kommt die preisgekrönte Markthalle weg. Dafür soll es auf dem Färberplatz Sitzgelegenheiten und Begrünung geben, vielleicht auch ein Wasserelement. «Massnahmen zur Verminderung von Hitzeinseln machen den Färberplatz auch im Sommer zum beliebten Aufenthaltsort», so die Vision.« Die Infrastruktur für einen kleinen Pop-up-Gastrobetrieb (mit saisonal wechselnden Anbietenden) könnten zudem die Experimentierfreude der Aarauer Gastroszene anregen.»

Aber auch die nichtkommerzielle Nutzung dürfe nicht zu kurz kommen, heisst es im Postulat weiter. Für kulturelle Anlässe, wie beispielsweise das «Musig ide Altstadt», soll die Nutzung einfach und unbürokratisch möglich bleiben. «Die Markthalle hat der Stadt gute Dienste erwiesen. Mit dem anstehenden Sanierungsbedarf ist ihre Zeit jedoch abgelaufen», zeigt sich Mitte-Einwohnerrat Lukas Häusermann überzeugt.

Die Markthalle hat diverse schadhafte Stellen.

Die Markthalle hat diverse schadhafte Stellen.

Urs Helbling

Die Markthalle wurde vor rund 20 Jahren vom Basler Architekturbüro Miller&Maranta geplant und aus Holz gebaut. Sie war mit ein Grund, weshalb Aarau 2014 den Wakkerpreis erhielt. Vor dem Bau der Halle war der Färberplatz eine Art brachliegender Hinterhof, zurückgelassen durch den Abbruch alter Gewerbeliegenschaften.